Freitag, 25. Februar 2011

Wer hat das Schönste im ganzen Land?

Langsam verschwinden sie wieder in den Lagern der Parteien und aus unserem Sichtfeld. Aber fast zwei Monate haben sie uns täglich gegrüßt und das Straßenbild geprägt, deshalb hiermit eine letzte Hommage an die Wahlplakate zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2011.

Es gab viel Hohn und Spot für die Versuche, Programmatik und Überzeugungskraft auf die Plakatwände zu bekommen. Aber welche Plakate sind den Parteien denn gelungen und welches Plakat gefällt den Hamburgern am besten?

Dies fragte sich auch der NDR auf seiner Webseite und veröffentlichte 16 Plakate von verschiedenen Parteien, Wählerveinigungen und Einzelkandidaten. Auch diese Wahl ist beendet.

Die 3 beliebtesten Plakate sind:

1. FREIE WÄHLER



















2. Piratenpartei



















3. Die PARTEI

















Der Wahlausgang zeigt deutlich, dass gelungene und beliebte Plakate noch nicht für den Einzug in die Bürgerschaft reichen. Keine der drei Parteien auf dem Wahlplakat-Podest hat den Einzug ins Parlament geschafft. Wahlgewinner und designierter Erster Bürgermeister Olaf Scholz kam mit seinem Konterfei auf Platz 4, Die LINKE. auf Platz 5, Katja Suding und das FDP-Plakat auf Platz 8, Anja Hajduk und die GAL auf Platz 9 und Wahlverlierer Christoph Ahlhaus nur auf Platz 11.

Liebe Plakate wir sehen uns spätestens 2013 bei der Bundestagswahl wieder.
Bis dahin eine gute Zeit. 

Nachtrag: Oder sehen wir die Plakate doch nicht wieder? Forscher der Universität Hohenheim untersuchen gerade die Wirkung von Wahlplakaten und sehen eine Verschiebung vom Plakat zum Internet, da die Bedeutung des Plakats zukünftig abnehmen wird.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Hamburg ist weiblicher!

Vier Wochen vor der Wahl habe ich an dieser Stelle, die These aufgestellt, das Hamburg nach der Wahl weiblicher wird.

Die Wahllisten der Parteien ließen den Schluß zu, dass nach der Wahl auf jeden Fall mehr Frauen im Parlament sitzen werden, als in der aktuellen Legislaturperiode. Zur Zeit ist jeder dritte Parlamentarier weiblich (33%), 40 Frauen sitzen in den 4 Fraktionen.

Zwischenzeitlich gab der spätere Wahlsieger und designierte Erste Bürgermeister Olaf Scholz zu Protokoll, dass die Hälte seines Senats aus Frauen bestehen wird. Schauen wir einmal, ob dies auch für seine Fraktion zutrifft. 

Der Frauenanteil der Fraktionen in der neuen Hamburger Bürgerschaft

Hier bleibt Olaf Scholz leider hinter den Erwartungen zurück. Die 43,5% sind aber immerhin schon einmal eine Steigerung zur letzten SPD-Bürgerschaftsfraktion, in der es nur einen 36%igen Frauenanteil gab. 

Die Wahlniederlage der CDU ist nicht nur ein traumatisches Erlebnis für die Christdemokraten im Norden, sondern auch ein herber Rückschlag für die Frauenbewegung innerhalb der CDU. Der schon sehr geringe Frauenanteil von 27% aktuell, wird in der neuen Bürgerschaftsfraktion nochmals um 13% unterboten. 

GAL und Die LINKE mit kräftigen Zugewinnen. Bei der GAL steigt der weibliche Anteil von 42% auf 64% (+ 22%), bei Die LINKE. von 50% auf 62% ( +12%).

Aber meine These stimmt: Der Anteil weiblicher Parlamentarierinnen steigt von 33% auf 39,7%. Im neuen Parlament sitzen ab 07. März 2011: 48 Frauen. Gratulation. 

Zudem werden zukünftig zwei von fünf Fraktionen von Frauen geführt. Mit Dora Heyenn (Die LINKE.) und Katja Suding (FDP)  gibt es ab nun eine 40%ige Frauenquote bei der Fraktionsvorsitzen. 

Nachtrag: Da Olaf Scholz sein Bürgerschaftsmandat als Erster Bürgermeister ruhen lassen muss, wächst die SPD-Bürgerschaftsfraktion um eine Frau. MdHB Andrea Rugbarth rückt für ihn nach. Damit erhöht sich die Frauenquote von 41,9% auf 43,5%. Nun sitzen 27 Frauen für die Regierungspartei im Parlament. 

Nachtrag: Der Erste Bürgermeister hat sein erstes Wahlversprechen umgesetzt. Mit Bekanntgabe des neues Senats am 17. März steht fest: Fünf der zehn Senatoren sind weiblich. Die angekündigte 50%-Quote ist somit Realität.

Mittwoch, 23. Februar 2011

Stimmenfänger

Seit gestern, den 22.02.2011 sind auch alle Personenstimmen in den 1743 Wahllokalen ausgezählt. Eine ganze Menge Zahlenmaterial, durch das man sich einmal wühlen sollte, weil wirklich ein paar interessante Sachen dabei herauskommen.

Zum Beispiel, das 26480 Stimmzettel ungültig waren. Das macht bei 692 663 gültigen Stimmzetteln immerhin eine Quote von 3,1% ungültiger Stimmen. Im Vergleich zur Bürgerschaftswahl 2008 (0,98% ungültige Stimmzettel) eine Verdreifachung der ungültigen Stimmen. Nun kann man rätseln, ob dies am neuen Wahlrecht, der steigenden Demenz auch in Hamburg oder an der peinlichen "Einfach wählen"-Kampagne der Bürgerschaft lag?

Alle die ihre Stimmen gültig abgegeben haben, haben sich automatisch an der Wahl des beliebstesten Politikers der Hansestadt beteiligt, hier das offizielle Endergebnis: Welcher Politiker hat die meisten Stimmen  auf sich vereinen können?

Über 600000 Stimmen für einen Politiker sind ein mehr als deutliches Zeichen. Damit konnte Olaf Scholz fast 40% aller Personenstimmen auf allen Landeslisten aller Parteien auf sich vereinen. Das ist schon sehr eindrucksvoll und macht ihn mit Abstand zum beliebtestesten Politiker an Elbe und Alster





Spannend auch, das 7 von 10 der beliebtesten Politiker in der Top Ten nicht der kommenden Regierung angehören werden.

Aber wie sieht es eigentich am anderen Ende dieser Statistik aus? Hier präsentiere ich die 10 Kandidaten, die die wenigsten Stimmen am Sonntag auf ihre Person auf der Landesliste vereinen konnten.

Die 10 Poltiker mit den wenigsten Stimmen




















Auch diesen 10 Damen und Herren gilt mein vollster Respekt für Ihre Kandidatur und für einen engagierten Wahlkampf im Sinne der Demokratie. 


Nachtrag: Auf den Wahlkreislisten finden sich zudem Kandidaten, die keine einzige Stimmen erhalten haben, so z.B. Michael Gérard und Markus Altekrüger (beide Die PARTEI), Jürgen Sauer (FREIE WÄHLER) und Bettina Landmesser (BüMi) im Wahlkreis 16 (Harburg).  

Dienstag, 22. Februar 2011

Die Stimmen der Einzelkämpfer

Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl 2011 traten neben 13 Parteien und Wählerinitiativen auch sechs unabhängige Einzelkandidaten und eine Wählervereinigung an.

In loser Folge habe ich die parteilosen "Einzelkämpfer" an dieser Stelle vorgestellt. Von den etablierten Hamburger Medien verschwiegen, vom Stadtportal hamburg.de zensiert und von vielen weiteren Präsentationsplattformen in der Hansestadt ausgeschlossen, wollte ich diesen mutigen demokratischen Damen und Herren die Möglichkeit der Vorstellung bieten.

Die Darstellung war ein voller Erfolg. Allein die Klickzahlen auf den einzelnen Kandidatenprofilen zeigen die große Nachfrage nach Informationen zu den Einzelkandidaten. Doch wie erfolgreich waren sie an der Wahlurne? Wieviele Stimmen konnten sie gewinnen und konnten sie sogar in die Bürgerschaft einziehen? 

Hier das Stimmenranking der Einzelbewerber

Berücksichtigt man, dass diese Stimmen lediglich jeweils in nur einem Wahlkreis gesammelt wurden, sind dies beachtliche Ergebnisse gegenüber den Kandidaten der etablierten Parteien, die oftmals sogar stimmenmäsig überrundet werden konnten.

Einige Beispiele: 
Detlef Grumann konnte konnte mehr Stimmen auf sich vereinigen, als 5/6 der DIE LINKE.-Kandidaten, 2/3 aller FDP-Kandidaten und der NPD-Kandidat im Wahlkreis 6 (Stellingen - Eimsbüttel-West).

Hans-Dieter Neumann konnte im Wahlkreis 9 (Barmbek-Uhlenhorst-Dulsberg) sowohl 3 CDU-Kandidaten stimmenmäsig hinter sich lassen, also auch 9 von 10 FDP-Kandidaten.

Mustafa Akpolat hat im stimmemäßig starken Hamburg-Mitte (Wahlkreis 1) sowohl 2 CDU-Kandidaten, als auch 4 (von 6) FDP-Kandidaten hinter sich lassen können.

Marouf Sahdab konnte in Billstedt-Wilhelmsburg und Finkenwerder (Wahlkreis 2) 3 GAL-Kandidaten und 5 CDU-Kandidaten stimmenmäßig hinter sich lassen.
Alle Stimmen zusammengezählt konnten die 7 Kandidatinnen und Kandidaten 7792 Stimmen auf sich vereinigen. 

Auch wenn es für keinen der Einzelkämpfer für ein Mandat in der Bürgerschaft gereicht hat, Gratulation zu den doch achtbaren Erfolgen. Sobald die Stimmen zu den Bezirksversammlungen ausgezählt sind, wird sich zeigen, ob der ein oder andere den Sprung in die Bezirksversammlung geschafft hat.

Sonntag, 20. Februar 2011

Wahlauszählung heute LIVE im Internet

Die Wahlen zur Bürgerschaft und zu den Bezirksversammlungen sind öffentliche Wahlen. Jeder hat die Chance, aber 18.00 Uhr als Wahlbeobachter in eigener Sache aktiv zu werden und beim Wahllokal seiner Wahl die Auszählung mitzuverfolgen.

Diesen transparenten Grundgedanken haben sich auch "Jöran, einige Konsorten und Freunde" zu Herzen genommen und werden in Ihrer Funktion als Wahlvorstand heute die Auszählung in ihrem Wahllokal erstmals in der Geschichte Hamburgs ins www live streamen.


Spannendes Projekt, nicht nur für die Demokratie!

Ort des Streams: Die Webseiten von: J&K – Jöran und Konsorten

Die Online-Auszählung (ohne Stream) der gesamtem Hansestadt finden Sie auf den Webseiten des Landeswahlleiters. 

Die stündlich aktuelle Wahlbeteiligung finden Sie ebenso beim Landeswahlleiter.



Samstag, 19. Februar 2011

Parteifreunde - Die Vierte

Böse Zungen behaupten, dass Politiker keine Freunde haben, deshalb machen sie ja Politik. 
Für Hamburg kann diese These widerlegt werden, wenn man sich einmal die Facebook-Freunde und deren Entwicklung während des laufenden Wahlkampfes genauer anschaut.

Die Charts der vergangenen Woche finden Sie hier.

Einen Tag vor der Wahl präsentiert der Wahlbeobachter nun die aktuellen Freunde-Zahlen aller Parteien, die sich an der Hamburger Bürgerschaftswahl beteiligen.

Übersicht über die Facebook-Freunde - die Vierte
Nachdem sich Die PARTEI in der vergangenen Woche den 1. Platz erobert hatte, konnte sie auch in den letzten sechs Tagen ihre Freunde - gegenüber der zweitplatzierten CDU - massiv ausbauen. Erstmals in der Geschichte dieser Charts verliert eine Partei, bzw. in diesem Fall die Wählervereinigung "Bürgerliche Mitte", Facebook-Freunde und wächst heute nur negativ. Zudem überraschend die hohen Zugewinne für die NPD. In der vergangenen Woche noch ohne Wachstum, nun sogar mit 64 zusätzlichen Freunden.

Die prozentualen Zugewinne hier einmal im Überblick
Fazit:  Heinz Strunk und seine PARTEIfreunde wachsen weiterhin überdurchschnittlich und bauen Ihren Status als die Hamburger Freunde-Partei kontinuierlich aus. NPD und Die LINKE. mit starken Zugewinnen, alle anderen Parteien schwächeln kurz vor dem Wahltag. Insbesondere die CDU erlebt einen wahren Einbruch. Nachdem nun auch die Buchmacher Christoph Ahlhaus von ihren Listen genommen haben, glauben auch digital immer weniger Unterstützer an die Hamburger Christdemokraten.

Da dies das letzte Ranging vor der Wahl ist, habe ich die Facebookfreunde aller Parteien einmal ins Verhältnis gesetzt und ein Torten-Wahldiagramm erstellt


Im Facebook-Parlament wären demnach vertreten: Die PARTEI, CDU, SPD, GAL, Die LINKE. und die NPD. Sehr bunte Mischung. Eine mögliche Koalition lässt sich nur schwer ableiten, am ehesten noch Die PARTEI-SPD-GAL unter dem Ersten Bürgermeister Heimz Strunk ("Hamburg, Stadt im Norden").


Wer ist Joseph Johannsen?

Jeder Wähler, der in Hamburg-Mitte wohnt, wird die Plakate schon gesehen haben:

Mit besten Dank an Karl-Heinz Karch
Joseph Johannsen 
"Aus Horn für die Bürgerschaft"


Spannender junger Mann denkt man sich und macht sich im www auf die Suche, ob man weitere Informationen zu ihm findet.

Was man erst einmal nicht findet: Joseph Johannsen auf der Wahlkreisliste der CDU für die Bürgerschaft: Musterstimmzettelheft Wahlkreis I - Hamburg-Mitte (.pdf).





Hmmm, komisch denkt man da als Wahlbeobachter und will direkt nachfragen. Auf der Suche nach seiner Email-Adresse wird es dann ganz abenteuerlich. Auf den Webseiten der Bezirksversammlung Hamburg-Mitte, in der Herr Johannsen Vizevorsitzender ist, steht auf einmal: Josef Ilcin?  (Sein Name steht zweimal dort, immerhin inzwischen einmal richtig.)

Auf den Webseiten einer Firma, die Herr Johannsen einmal gegründet und geleitet hat, steht hingegen: Joseph Ilcin.

Das wäre Name Nummer 3.

Zum Glück findet sich noch eine Email-Adresse und Herr Johannsen antwortet sehr freundlich.

Zur Aufklärung:

Bürgerschaft?
In der Tat, Herr Johannsen kandidiert "nur" für die Bezirksversammlung. Aufgrund einer
"innerparteilichen Auseinandersetzung" wurde er nicht auf die CDU-Liste der Bürgerschaft gewählt. Die Plakate waren aufgrund der kurzen Vorlaufzeiten allerdings schon mit der Bürgerschaftsaufschrift gedruckt. Hamburger Wind und Wetter sind nun Schuld, dass der Überkleber mit der neuen und korrigierten Werbung für die Bezirksversammlung entweder vom Winde verweht oder abgerissen wurde.
Der neue Slogan lautet: "für Sie im Bezirk Mitte"

Name?
Vor ca. einem halben Jahr hat er wieder seinen Geburtsnamen angenommen: Johannsen. Die Entscheidung der GAL, die Koalition aufzulösen, überraschte ihn auch sehr. Leider fehlte im hektischen Wahlkampf bisher die Zeit den Namen an allen Stellen nachhaltig zu ändern und breit zu publizieren. 

Joseph Johannsen ist in Hamburg geboren und aufgewachsen. Er ist Deutscher mit aramäischen Wurzeln, dementsprechend auch ein bekennender Christ. Bisher sei es ihm nicht so wichtig, ob er "Ilcin" oder "Johannsen" heiße, weil er Menschen nie aufgrund des Namens, des Glaubens oder der Herkunft etc. beurteile. Mit der Entscheidung wieder seinen Familiennamen zu tragen, möchte er sich nun stärker zu seinen familiären Wurzeln bekennen.

Alle Fragen beantwortet!

In Berlin sorgte ein ähnlichen Fall bei den vergangenen Wahlen zum Europaparlament für Schlagzeilen. Bürger waren verunsichert und irritiert, da MdEP Dagmar Roth-Behrendt (SPD) auf den Plakaten mit diesem Namen stand, auf dem Wahlzettel allerdings mit einem komplett anderen Nachnamen vermerkt war.

Freitag, 18. Februar 2011

off the record - Was sonst noch passierte

In Wahlkämpfen passieren viele unvorhergesehene, skurrile, kuriose, lustige und manchmal auch wirklich überraschende Dinge. Dies war auch im nun zu Ende gehenden Bürgerschaftswahlkampf der Fall. Nicht alles konnte auf diesem Blog veröffentlicht werden, vieles hätt ees allerdings verdient.

Deshalb gibt es hier nun einige unkommentierte Fundstücke, die ich dem Leser nicht vorenthalten möchte. An dieser Stelle der beste Dank an alle "Wahlbeobachter-Informanten", die mich fleißig mit Informationen, Bildern und Hinweisen versorgt haben. Danke!


 Zieh mit, wähl Schmidt!
 


















So wirbt der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hansjörg Schmidt aus Hamburg-Horn.

Und wie warb nochmal Bundeskanzler Helmut Schmidt im Bundestagswahlkampf 1976?


















Pirat Olaf

Kennen Sie diese Anzeige der Piratenpartei? 

 














Der Wahlbeobachter kennt sie leider auch nicht, da die Anzeige nie erschienen ist. Grund: Die Hamburger Morgenpost (MOPO) hat sich geweigert diese zu publizieren. Alle Hintergründe hierzu lesen sie in "Aleks ihm sein Blog"


Maria Mustermann aus der Musterstraße

Wie könnte die "Verantwortliche Person im Sinne des Pressegesetzes" für diesen Kandiaten wohl heißen? 

Gefunden bei Markus Bäkerich

            Ganz einfach: Maria Mustermann

 




















Hamburg-Neukölln

Auf den Straßen Hamburgs sah man in den vergangenen Wochen Plakate von Edmund Stoiber (CSU) und Ole von Beust (CDU), und auch Gerhard Schröder (SPD) lächelte noch von einigen Plakaten hinunter. Übriggeblieben aus vergangenen Hamburger Wahlkämpfen. Aber wie kommt ein Berliner Bezirksversammlungskandidat in die Hansestadt?

Gefunden bei Plastikstuhl

























Ahlhaus grinst

Gesehen an U-Bahn Schlump. Adbusting at its best. 




















Innerparteilicher Kampf

Wie weit der Kampf um jede der 20 Stimmen geht und auch vor Parteigrenzen nicht halt macht, zeigt dieses Beispiel von MdHB Farid Müller (GAL)

Erklärung: Farid Müller erklärt in einer Postwurfsendung das neue Wahlrecht, pixelt aber alle weiteren Namen der anderen GAL-Kandidaten und Parteifreunde auf der Landesliste.











Kopf-Bauch-Schere


















Macht Olaf Scholz Politik mit Bauch oder mit Kopf?


twitter charts Vol. 4

Politiker geben sich gerne volksnah, doch wie nah sind sie wirklich am Wähler dran? Neben dem persönlichen Gespräch bietet twitter, der 140 Zeichen-Nachrichtendienst im www, die perfekte Möglichkeit direkt mit einem Politiker in Kontakt zu treten und sich auszutauschen.

Doch wie volksnah sind die Hamburger Spitzenkandidaten zur Bürgerschaftswahl 2011? Und wie viele Bürger folgen Ihnen im Netz? In den vergangenen Wochen habe ich an dieser Stelle die Bürgerschaftswahl-twitter-charts veröffentlicht. 

Es ist Freitag, druckfrisch hier nun die letzten twitter-charts vor der Wahl - Vol. 4:

Platz 1: Claudius Holler (Piratenpartei): 1213 Follower 
Platz 2: Olaf Scholz +Team (SPD): 1191 Follower
Platz 3: Heinz Strunk (Die PARTEI): 689 Follower
Platz 4: Katja Suding (FDP): 408 Follower

Und da ist es passiert. Kurz vor dem Wahltag fängt der Spitzenkandidat der Piratenpartei Hamburg, Claudius Holler den bisher führenden Twitterer Olaf Scholz ab. Der neue Erste Twitter-Bürgermeister heisst also vollkommen überraschend nicht @OlafScholz (+Team), sondern @C_Holler. Gratulation zu dieser Aufholjagd in der letzten Wahlkampfwoche und zum offiziellen Titel:

"Erster Twitter-Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg" 

 Und hier im Überblick die Gewinne im Vergleich zur Vorwoche




















Es ist ein knapper Sieg für Claudius Holler, lediglich 22 Follower Unterschied reichen aber aus, um Olaf Scholz von Platz 1 zu verdrängen. Wie stark der Pirat-Spitzenkandiat zugelegt hat, zeigt auch die prozentuale Darstellung der Zugewinne.






















Weiterhin weit abgeschlagen auf den Plätzen 5 und 6 liegen Verena Häggberg (ödp) mit 21 Followern und Anja Hajduk (GAL) mit 6 Followern. Alle anderen 9 Spitzenkandidaten haben überhaupt keinen persönlichen twitter-Account.


Fazit: Mit dem Wechsel an der Spitze dieser Charts gibt es nun also sowohl bei den Parteien- als auch beim Spitzenkandiaten-Ranging eine identische Reihenfolge. Die Piratenpartei liegt vor der SPD. Heinz Strunk hingegen ist weitaus beliebter als seine eigene Partei. Er persönlich hat 551 Verfolger mehr als Die PARTEI. Ähnliches Bild bei der FDP: Katja Suding hat mehr als doppelt so viele Follower als die FDP Hamburg.

Ob sich dieser Endspurt im Netz auch auf den Wahlausgang überträgt, sehen wir frühestens am Sonntag, den 20.02.2010, gegen 20.00 Uhr, wenn der Landeswahlleiter die ersten belastbaren Hochrechnungen bekannt gibt.


Nachtrag: Selbstverständlich handelt es sich hier um eine rein quantitative Erhebung der Follower-Zahlen der Spitzenkandidaten, die rein gar nichts über die Qualität der twitter-Kanäle aussagt. Es zeigt aber sehr deutlich, wer (oder sein Team) Interesse an einem Dialog mit der Netzgemeinde hat und dialogbereit ist. Nicht mehr und nicht weniger.

Donnerstag, 17. Februar 2011

Horch mal, wer hier zwitschert III

Zur Bundestagswahl 2009 war twitter "the next big thing" in der politischen Kommunikation in Deutschland. Und das Bespielen dieses Social Media-Kanals war Ausdruck von Fortschritt und Innovationskraft einer Partei. Nach der Wahl ist es dann ziemlich schnell ziemlich still geworden um dieses Thema. Es ist an der Zeit, sich die twitter-Aktivitäten im Hamburger Bürgerschaftswahlkampf 2011 genauer anzuschauen.

In der vergangenen Woche sahen die Follower-Zahlen wie folgt aus.

Wie viele Follower haben die Hamburger Parteien?





Nachdem in der vergangenen Woche die die FREIEN WÄHLER und Die PARTEI jeweils einen Platz gut machen konnten, ändert sich diese Woche nichts in der Reihenfolge. Schaffen die Piraten bis zum Sonntag noch die 2000 Follower? Und erobert Die LINKE. den verlorenen Platz von Die PARTEI zurück?  

War die CDU bei den Facebook-Freunden in der vergangen Woche noch ganz vorne, so vermisst man Sie bei twitter weiterhin gänzlich. Zudem offensichtlich: In Hamburg existiert eine twitter Zweiklassengesellschaft. Vorne Piraten, SPD und GAL. Alle anderen Parteien haben verhältnismäßig wenig "Verfolger", die sich für deren Informationen via 140-Zeichen interessieren.

Wie haben sich die Followerzahlen im Vergleich zur Vorwoche verändert?

Fazit: Auch in dieser Woche gewinnen Die PARTEI und Die LINKE prozentual die meisten Follower. Die zweitplatzierte SPD und die GAL an dritter Stelle nur mit mageren 0,3% bzw. 0,4% Zugewinn. FDP und ödp ebenfalls mit beachtlichen Steigerungen von 10,1% und 7,1%.


Mittwoch, 16. Februar 2011

Die Einzelkämpfer: Detlef Grumann

Bei der Hamburger Bürgerschaftswahl 2011 treten neben 13 Parteien und Wählerinitiativen auch sechs unabhängige Einzelkandidaten und eine Wählervereinigung an. 

In loser Folge stellt der Wahlbeobachter an dieser Stelle die Einzelkämpfer vor. Was sind ihre politischen Ziele, welche Ideen bringen sie in den Wahlkampf ein und wie sehen sie selber ihre Aussichten für den Einzug in die Bürgerschaft?

7. Detlef Grumann
Alter: 54 Jahre  
Beruf: Diplom Wirtschafts- und Arbeitsjurist
Wahlkreis: 6 (Eimsbüttel-West, Stellingen, Eidelstedt)


Warum treten Sie als Einzelbewerber zur Bürgerschaftwahl an? 
Weil es mir so geht wie sehr vielen Hamburgerinnen und Hamburgern. Ich kann den "Versprechen" der Parteien nicht mehr glauben, aber meine Parteiverdrossenheit bedeutet noch lange keine Politikverdrossenheit. Als parteiloser Einzelkandidat bin ich keinem Fraktionszwang unterworfen und muss Meinungen vertreten, die ich gar nicht vertreten will. Und kann gute Vorschläge, die den Bürgerinnen und Bürgern in Hamburg nützen, in der Bezirksversammlung oder der Bürgerschaft unterstützen. Dabei ist egal, von wem sie kommen, fair und für Hamburg müssen sie sein.

Waren Sie bereits einmal politisch aktiv?
Ich war 16 Jahre Betriebsrat, Gesamtbetriebsrat und Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat eines großen Logistikkonzerns. Das steht politischer
Aktivität in nichts nach.

Was sind ihre wichtigsten politischen Ziele?  
Ich stehe für eine faire Arbeitswelt. Dies beeinhaltet Themen wie altersgerechte und familienfreundliche Arbeitsverhältnisse, Sicherung des Kündigungsschutzes, angemessener Mindestlohn, lebensgerechter Hartz IV-Regelsatz, qualifizierte Aus-, Weiterbildung und nachhaltige Berufsentwicklung, Rückführung der Rente auf 65 Jahre.
Auf den ersten Blick nicht unbedingt Themen, über die die Bezirksversammlung und Bürgerschaft entscheiden, aber sehr eng mit den aktuellen Themen, Sorgen und Nöten vieler Hamburger verbunden.

Welche Chancen rechnen Sie sich für den Einzug in die Bürgerschaft aus?  
Sehr viele Menschen in Hamburg und meinem Wahlkreis haben mich, mit meinen Themen und meiner beruflichen Vita, bisher unterstützt und in meiner Kandidatur bestärkt.

Wie kann Sie der Wähler am besten erreichen?
www.ifap-Hamburg.de, www.abgeordnetenwatch.de, www.DetlefGrumann.de, Twitter, Facebook und via Telefon unter 040-21990968.

Dienstag, 15. Februar 2011

Wahlalter

Das Durchschnittsalter der Bundesbürger beträgt ca. 41 Jahre, der Hamburger ist im Durchschnitt 42,2 Jahre alt (2009).  

Doch wie alt sind eigentlich die Kandidaten der einzelnen Parteien?




















Das Alter einer Partei bzw. deren Kandidaten sagt überhaupt nichts über die Kompetenz, Erfahrung oder das politische Geschick der potentiellen Bürgerschaftsabgeordneten aus. Aber es sagt sehr wohl etwas über die Wähler-Zielgruppen und die Generationsmilieus einer Partei aus. Wählt ein 18jähriger eine Partei mit Über 60jährigen, denen es um Rentenpolitik geht oder wählt eine 80 Jährige eine Partei, die mit Internet- und Datenschutzthemen punkten will? 

Die Grafik zeigt, dass die ödp am besten das Durschnittsalter der Hamburger abbildet. 
Die PARTEI, Piratenpartei, GAL und BIG sind teilweise über 10 Jahre unter dem Durchschnittsalter. Spannend, ob auch ältere Wähler ihnen vertrauen? 
Alle anderen 8 Parteien und Wählerinitaitiven liegen deutlich über dem Durchschnittsalter. Auffallend, dass drei der vier Bürgerschaftsparteien darunter sind. Dies ist wohl auf den längeren und steinigeren innerparteilichchen Weg durch die Gremien bis in die Bürgerschaft zurückzuführen.

Nicht überraschend: Das Durchschnittsalter der Renterpartei-Kandidaten, das sogar noch unter dem deutschen Renteneintrittsalter liegt.  

Nun noch ein kurzer Blick auf die Verteilung der Hamburger Wähler im Altersdurchschnitt:
18 - 34 Jahre: 27 %
35 - 59 Jahre: 42% 
Über 60 Jahre: 31 %

Der jüngste Kandidat ist gerade 18 Jahre alt und heißt Paul Meyer-Dunker. Er kandidert auf Listenplatz 14 der Piratenpartei.

Der älteste Kandidat ist bereits 75 Jahre alt und heißt Horst Bethge, er kandidiert für Die LINKE. auf Listenplatz 12.

Das Eigenleben der Wahlspots: Jusos Hamburg

Die Schülerunion Hamburg hatte sich in den letzten Tagen an dieser Stelle um den Laiensschaupielaward zur Bürgerschaftswahl 2011 beworben. Noch ist nichts entschieden!

Das auch die Jusos Hamburg (Junge Sozialdemokraten in der SPD) eine gut funktionierende Kreativabteilung haben, zeigt sich an dem handwerklich wirklich sehr gut gemachten und professionellen Spot zur Bürgerschaftswahl:

Sonntag Morgen auf dem Fischmarkt (Jusos Hamburg Wahlwerbespot 2011)

 



Doch man hatte wohl bei den Jusos nicht mit der Kreativität aus dem Netz gerechnet, ab 1:16 Minuten bietet sich die geniale Chance, dem Video einfach aber effektvoll eine neue Pointe zu geben. Anbei einige Versionen der Virals, die gerade das www erobern:


Wahlprogramm CDU/CSU 1980



Ab 01:09 Min. 

Schußwaffe



Ab 01:08 Min. 

Pillen



Ab 01:08 Min.


Neues Testament



Ab 01:08 Min.

Montag, 14. Februar 2011

1000 Bäume für die Demokratie

Jeder Hamburger, der bereits die Chance hatte einmal die aktuellen (Brief-)Wahlunterlagen zur Bürgerschaftswahl in der Hand zu halten, wird es bemerkt haben: Eine ganze Menge Papier, eine ganze Menge Holz! 

Deshalb spricht man auch nicht mehr vom Stimmzettel, sondern von einem "Stimmzettelbuch", umfasst es doch insgesamt 66 Seiten und eine richtige Heftbindung.

funkygog hat bei hasen-farm.de einmal genau nachgezählt:
"Von den 66 Seiten sind 32 Seiten ohne Inhalt, das ist fast die Hälfte! Was für ein Schwachsinn.
Ich habe mal gerechnet 34 DIN A4 Blätter flach ausgelegt x 1,2 Millionen Wahlberechtigten ergibt eine Fläche von 2.540.000 qm Papier oder 2,54 km². Der Hamburger Rathausmarkt hat eine Fläche von 4.000qm. Somit könnte man auf der gesamte Fläche 635 Blätter übereinanderstapeln. Das wäre doch mal eine Flashmob Aktion...(Sorry, ich habs mit Zahlen)"

Da ich es auch mit Zahlen habe, mach ich gleich mal weiter:

- Alle Wahlunterlagen (Stimmzettel, Musterstimmzettel, Erklärung) umfassen also 95 795 264 *
  DIN A4-Blätter (95 Millionen!)
- Nachgewogen wiegen die Unterlagen für einen Wähler ca. 350 Gramm 
- Für alle Wahlberechtigten macht dies dann  ca. 450 Tonnen Papier
- Grob gerechnet benötigt man also allein über 1000 Bäume für die Hamburger 
  Wahlunterlagen. Wow!  Dabei sind dann Briefumschläge, Anschreiben und weitere
  Informationsmaterialien noch nicht mit berücksichtigt.

Für die Wahlen werden also so viele Bäume benötigt, wie im gesamten Jahr 2008 in Hamburg-Mitte, Altona und Eimsbüttel zusammen gefällt worden. Siehe folgende Große Anfrage der SPD-Bürgerschaftsfraktion Drucksache 19/3103 (pdf) (S18ff.)

Da würde es mich doch schon interessieren, wie die Einführung des neuen Wahlrechts mit den Anstrengungen rund um die Umwelthauptstadt Europas zusammenpassen?

Umwelthauptstadt übernehmen sie!

Nachtrag: Das aktuelle Hamburger Wahlrecht basiert auf einer von "Mehr Demokratie Hamburg e.V." initiierten Volksinitiative, die im Jahre 2009 zu einem Volksbegehren führte. Der dort präferierte Vorschlag wurde im Juni 2009 durch die Bürgerschaft übernommen. Das neue Wahlrecht ist also der Wille des Hamburger Volkes. Der Titel "EU Green Capital 2011" (Umwelthauptstadt Europas)  ist hingegen eine Auszeichnung der EU Kommission. Beides muss daher nicht harmonieren.

Nachtrag *: 
Um allen das Nachrechnen zu erleichtern, hier die Rechnung:

80 Seiten á 40 DIN A4 Blätter für Stimmzettel
68 Seiten á 34 DIN A4 Blätter für Musterstimmzettel
  4 Seiten á   2 DIN A4 Blätter für Erklärung "Einfach wählen"
= 76 DIN A4-Blätter

x 1.260.464 Wahlberechtigte 
= 95 795 264 DIN A4-Blätter

Nachtrag: Der Landeswahlleiter spricht von 71 Millionen Blatt Papier für die Wahlzettel und mindestens 5,5 Tonnen Druckerschwärze. Kosten der vorgezogenen Wahl: 15,5 Millionen EUR.