Montag, 18. Juni 2012

Hamburger Friedhöfe, Schausteller und Zigarettenproduzenten bezahlen Rathausfest

Heute Abend findet das Parlamentarische Sommerfest im Hamburger Rathaus statt. Ein traditioneller Termin im hanseatischen Partykalender.

Solche gesellschaftlichen Anläße und informellen Zusammenkünfte sind der soziale Kitt auch in der Politik. Aus diesem Grund begrüße ich solche Feierlichkeiten, fördern sie doch den Austausch zwischen die Politikern untereinander und den gesellschaftlichen Honorationen. Ich selber habe knapp fünf Jahre lang fast jedes Berliner Sommerfest besucht.

Dank eines Tweets der SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Annegret Krischok wissen wir auch, dass diese Party den Hamburger Steuerzahler einiges nichts kostet.

Auch dies ist in Anbetracht der leeren öffentlichen Kassen nur zu begrüßen.

Update: Nachdem im Nachgang des Sommerfestes bekannt wurde, dass doch Steuergelder in die Finanzierung geflossen sind, hat Annegret Krischok den Tweet zwei Tage später gelöscht und neu gepostet.

Allein insgesamt 14.000 Euro hat die Bürgerschaftskanzlei für Kosten rund um Personal und Dienstleistungen bereitgestellt.

Dazu kommen die "Sachleistungen" weiterer städtischer Institutionen, wie z.B. dem Polizeiorchester Hamburg, deren Mitglieder allesamt Mitarbeiter der Innenbehörde sind. Also auch von Steuergeldern an diesem Abend bezahlt wurden. 


Doch wer übernimmt die Kosten, die der Steuerzahler nicht trägt? 

Versteckt Auf den Presseseiten der Hamburgischen Bürgerschaft sind die Sponsoren erwähnt. Nachtrag: Auf Plakaten am Rande des Sommerfestes waren die Sponsoren ebenfalls erwähnt.

Dankenswerterweise hatte mir auch Annegret Krischok im Vorfeld die Liste der Sponsoren, die auch auf der Einladung zum Sommerfest genannt werden, zugesandt.

Hier die Auflistung aller Sponsoren in alphabetischer Reihenfolge: 

·         Borco-Marken-Import Matthiesen GmbH & Co. KG
·         Carlsberg Deutschland GmbH
·         Coca Cola Erfrischungsgetränke AH
·         Cocktailors GmbH
·         DEHOGA Hamburg e.V.
·         Deutsche Post AG
·         Deutsche Telekom AG
·         Deutsches Rotes Kreuz, Kreisverband Hamburg-Harburg
·         Döllinghareico GmbH & Co. KG
·         Elektro Zacher GmbH
·         Giffey Partyservice
·         Grone Bildungszentrum für Gastronomie und Ernährung
·         Hamburger Friedhöfe AöR
·         JCDecaux Deutschland GmbH
·         J.J. Darboven GmbH & Co. KG
·         JMT EventService Gmbh
·         Kesselhaus Catering / AlsterFood GmbH
·         Köpke&Hübsch Gastronomie GmbH
·         Polizeiorchester Hamburg
·         ProStuttgart-Verkehrsverein e.V.& Pro Stuttgart Verwaltungs-GmbH
·         Reemtsma Cigarettenfabriken GmbH
·         Rindchen´s Weinkontor GmbH
·         Schaustellerverband Hamburg von 1884 e.V.
·         Schön Klinik Hamburg Eilbek
·         Stadtbäckerei Musfeldt
·         Unilever-Deutschland GmbH
·         WAGS Hamburg Event GmbH



Leider ist aus dieser Übersicht nicht ersichtlich welche Firma, wieviele Euro zum erfolgreichen Gelingen des Sommerfestes beigetragen hat. Bisher besteht in Hamburg erst ab 50.000 EUR (.pdf, Punkt 10) eine Veröffentlichungspflicht von Sponsoren durch die gesponserten Ämter und Behörden. Transparenz sieht anders aus. 

Die Bürgerschaftskanzlei teilt auf Nachfrage mit, dass 22 der 26 Sponsoren Sachleistungen erbracht und vier Sponsoren Geldbeträge unter 5.000 Euro zum Gelingen des Festes beigetragen haben. 

In anderen Bundesländern gibt es, nicht erst seit der Diskussion um Politiksponsoring rund um die Affäre Wulff, detaillierte Sponsoringsberichte der Landesregierungen. Die Grünen in Hamburg fordern deshalb aktuell auch die Einführung eines Sponsoringberichtes für die Freie- und Hansestadt Hamburg. Der Antrag (.pdf) und ein etwas abgeschwächter Antrag der FDP-Fraktion wurden am 13. Juni in der Bürgerschaft mit den Stimmen der Regierungsfraktion in den Haushaltsausschuss verwiesen. Und wie zu hören war, findet die Idee eines eigenständigen Sponsoringberichtes auch Unterstützung in allen anderen Fraktionen.

Vielleicht können wir 2014 schon in den Sponsoringbericht aus 2013 schauen, um zu sehen, wer das Sommerfest mit wie viel Geld im nächsten Jahr finanziert hat.

Ich wünsche allen Teilnehmern ein schönes, hoffentlich sonniges und inspirierendes Sommerfest.


Mittwoch, 13. Juni 2012

Die Bürgerschaft auf YouTube

Vor genau sieben Jahren erfand ein in Merseburg (Sachsen-Anhalt) geborener junger Mann das heute größte Videoportal der Welt: YouTube. 

Pro Minute werden heute ca. 72 Stunden Videomaterial auf der Plattform hochgeladen, jeden Tag kommen somit bis zu 100.000 Stunden neues Filmmaterial hinzu. Insgesamt hat YouTube 800 Millionen Nutzer, die jeden Monat ungefähr drei Milliarden Stunden Videos schauen.

Unabhängige Analysten gehen sogar davon aus, dass ca. zehn Prozent des weltweiten Internet-Datenverkehrs auf YouTube entfallen.

Beeindruckende Zahlen.  

Hamburgische Bürgerschaft


In der Hamburgischen Bürgerschaft sieht die Nutzung wie folgt aus:

34 von 121 Abgeordneten haben einen eigenen YouTube-Kanal
57 von 121 Abgeordneten sind mit Videos auf Youtube vertreten
15 Videos hat jeder YouTube nutzende Bürgerschaftsabgeordnete im Durchschnitt hochgeladen 


Nach Parteien sortiert ergibt sich folgendes Bild:

16 von 62  SPD-Abgeordneten haben einen eigenen YouTube-Kanal 
25,8 % der SPD-Abgeordneten nutzen YouTube

11 von 28 CDU-Abgeordneten haben einen eigenen YouTube-Kanal
3 von 28  CDU-Abgeordneten sind zusätzlich mit eigenen Videos auf fremden Kanälen präsent
50 % der  CDU-Abgeordneten nutzen YouTube

2 von 14   Grünen-Abgeordneten haben einen eigenen YouTube-Kanal
13 von 14 Grünen-Abgeordneten sind mit einer eigenen Liste auf dem Fraktions-YouTube-Kanal vertreten
92,9 % der Grünen-Abgeordneten nutzen YouTube

4 von 9     FDP-Abgeordneten haben einen eigenen YouTube-Kanal 
44,4 % der FDP-Abgeordneten nutzen YouTube

1 von 8    LINKE-Abgeordneten hat einen eigenen YouTube-Kanal
8 von 8    LINKE-Abgeordneten sind zusätzlich mit eigenen Videos auf dem Fraktions-YouTube-Kanal vertreten
100 % der LINKE-Abgeordneten nutzen YouTube

Dies zeigt, dass insbesondere die Oppositionsparteien YouTube als Kommunikationskanal für sich entdeckt haben. Gerade in Hamburg, einem Bundesland mit nur zwei relevanten Fernsehsendern (NDR, Hamburg1) und zwei kleinen Regionalfenstern (Sat1, RTL Nord) kommt es aufgrund der begrenzten Sendezeiten nur sehr selten vor, dass man als Abgeordneter seine Themen auch im Fernsehen präsentieren kann. 

TV gilt in der politischen Kommunikation immer noch als Königsdisziplin, da man hier den Bürger am besten und nachhaltigsten erreichen kann und Themen mit den richtigen Bildern als Diskussionsthema emotional und breit verankern kann.

Umso erstaunlicher, dass bisher nicht mehr Politiker ihren "eigenen TV-Kanal" betreiben, um ihre Themen direkt an den Bürger zu bringen.  Immerhin besitzen über 1,4 Millionen Hamburger einen Breitband-Internetanschluß und sind so Zielgruppe der YouTube-Videos.

Doch welche Themen und welche Politiker werden denn besonders oft angeklickt und angeschaut? 

Die Top 10 11 der Abgeordneten mit ihrem jeweils meist geklickten Video 

 

1. Annegret Krischok (SPD)
Bericht des Boulevardmagazins Brisant über einen Brummton im Hamburger Westen, Eingestellt 24.03.2010



Views: 5127 (13.06.2012)

Anmerkung: Im ursprünglichen Posting, war Annegret Krischok nicht berücksichtigt, da sie in diesem Video als Privatperson und "Betroffene" in Erscheinung tritt, ich aber nur die Videos mit politischen Inhalten betrachtet hatte. Frau Krischok hat das Thema aber auch politisch bearbeitet.

2. Carola Veit (SPD)
Rede zur Bürgerschaftsdebatte zum Tod der Morsal O., Eingestellt: 13.06.2008


Views: 4103 (11.06.2012) 

3. Farid Müller (Bündnis 90 /Die Grünen)
Beitrag zum Christopher-Street-Day 2010, Eingestellt: 10.08.2010



Views: 1870 (11.06.2012)

4. Christa Goetsch (Bündnis 90 /Die Grünen)
Rede zum Alevitentum in Hamburg, Eingestellt: 22.03.2012



Views: 774 (11.06.2012)

5.  Erck Rickmers (SPD)
Bürgerschaftsrede zum Thema Handlungsfähigkeit und Einnahmen des Stadtstaates Hamburg sichern, Eingestellt: 20.05.2011



Views: 641 (11.06.2012)


6. Philipp Sebastian Kühn (SPD)
Bürgerschaftsrede zu Neubau der HafenCity Universität (HCU), Eingestellt: 27.07.2009



Views: 574 (11.06.2012)

7.  Hans-Jörg Schmidt (SPD)
Wahlspot zur Bürgerschaftswahl 2011 "Das neue Wahlrecht", Eingestellt: 05.02.2011

   

Views: 548 (11.06.2012) 

8. Dr. Walter Scheuerl (pl./CDU-Fraktion)
Bürgerschaftsrede zu Schulentwicklungsplan und Parteibuch-Filz, Eingestellt: 06.05.2011


Views: 504 (11.06.2012)

9.  Jens Kerstan (Bündnis90/ Die Grünen)
Rede auf der Landesmitgliederversammlung 2010 zur Auflösung der schwarz-grünen Koalition, Eingestellt: 14.12.2010

 

Views: 500 (11.06.2012)

10.  Katharina Wolff (CDU)
Erste Rede in der Bürgerschaft zum Thema Genossenschaftliches Wohnen
trotz Überschuldung sichern, Eingestellt: 19.05.2011



Views: 495 (11.06.2012)


11.  Heiko Hecht (CDU) 
Filmbeitrag zur Eröffnung Haus der Jugend Kirchdorf, Eingestellt: 25.01.2011


Views: 371 (11.06.2011) 


Was diese Top 10 11 schon deutlich zeigen: Die meisten hochgeladenen Videos - insgesamt sind es 693 - sind Reden aus der Bürgerschaft. Diese werden den Abgeordneten von der Bürgerschaftskanzlei nach jeder Sitzung als digitale Dateien zur Verfügung gestellt.

Richtig innovativ finde ich dies aber noch nicht.

Deshalb möchte ich gerne am Ende noch einige Abgeordente positiv hervorheben, die YouTube meines Erachtens sehr gut für die politische Kommunikation nutzen und durch extra gedrehte Videos Interesse für die Bürgerschaft und die Politik in Hamburg wecken.

Farid Müller (Bündnis90 /Die Grünen)



Freitag, 8. Juni 2012

Die Parteien und die Euro 2012

Heute startet sie nun endlich die Euro 2012.

 

In einer Stadt in der der Präsident eines Bundesligavereins in der Bürgerschaft sitzt, vor großen Tunieren Fußball gerne zum Thema von Kleinen Anfragen gemacht wird und an Bundesligasspieltagen die Timeline vieler Abgeordneter vom Hashtag #nurderhsv bestimmt wird, kann man sagen es gibt eine enge Verbindung von Ballsport und Politik. 

Anlaß für mich einmal zu schauen, wie die Europameisterschaft von den Parteien als Thema für die politische Kommunikation genutzt wird.

Gibt es von den Parteien organisierte Public Viewings, Diskussionsrunden zu den Menschenrechtsverletztungen im Gastgeberland Ukraine, Flyer mit Fußballanleihen, Tippspiele für die Parteimitglieder oder extra Seiten auf den Webseiten der Parteien?

Doch dann das.
Nichts von dem. 

Bei der SPD nichts, bei der CDU nichts, bei den Grünen nichts, bei der FDP nichts und auch bei der Linken nichts?  

Weder auf den Webseiten noch auf den Social-Media-Präsenzen der Bürgerschaftsparteien gibt es bisher Hinweise darauf, dass die EM heute startet. Und auch meine direkte Anfrage bei den Hamburger Parteien blieb erfolglos.

Ist die EM denn kein Thema für die Hamburger Politik?

Doch dann stolperte ich über den offiziellen "CDU-Planer zur Fußball-EM Polen/Ukraine". (.pdf) Dieser wurde zwar von der Bundespartei aufgelegt, aber die Rückseite von jedem Landesverband individuell gestaltet.

Und dort findet sich in Hamburg folgende Mannschaftsaufstellung aus der Sicht der hanseatischen Christdemokraten 

  




































Toll! 

Die Bezirksversammlungen stehen hinter drin, die Ortsverbände grätschen alles weg, der Bundestag macht Druck nach vorne und im Sturm teilen sich Partei und Fraktion die Tore. 

Na dann kann die EM ja beginnen ;)

Nachtrag: Seit gestern schmückt auch ein Euro2012-Titelbild die Facebookseite der CDU Hamburg. Schön.










Dienstag, 5. Juni 2012

Die gelistete Bürgerschaft

Auf Anregung des wirklich fantastischen Landesblogs drüben in Kiel, der vorbildlich die Abgeordneten des Landtages Schleswig-Holstein in den verschiedenen sozialen Netzwerken listet, habe ich mich entschlossen meine Listen nun auch mal ein wenig auszubauen.

Für alle die einen kompletten Überblick über die Aktiviäten der 121 Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft im Social Web erhalten wollen, reicht nun ein Klick:

Folgende Listen können öffentlich abonniert werden:

Alle Abgeordenten der Hamburgischen Bürgerschaft bei Facebook.
In dieser Liste befinden sich sowohl private Accounts als auch die bestehenden Fanseiten (Pages) der Parlamentarier.

Anmerkung:
Leider war es aufgrund technischer Probleme nicht möglich folgende Profile der Liste hinzuzufügen:



Alle Abgeordenten der Hamburgischen Bürgerschaft bei Twitter.






                               google+ Liste
                               Alle Abgeordenten der Hamburgischen 
                               Bürgerschaft bei google+.










Sollten sie auf einer der Listen Profile vermissen, würde ich mich über ein kurzes Feedback sehr freuen. Besten Dank vorab.