Dienstag, 21. August 2012

Wieviel Fake steckt in der Bürgerschaft?

Vor einigen Wochen war die Aufregung groß, als sich herausstelle, dass der Twitter-Account der CDU-Bundesgeschäftsstelle @cdu_news innerhalb von wenigen Tagen um 5.000 Follower auf nun über 25.000 Follower gewachsen war.

Schnell war das Gerücht des miesen, peinlichen und unsportlichen "Follower-Kaufes" in der Welt. Die CDU dementierte dies zwar, aber so richtig glaubte ihr das damals niemand. Fakt ist, dass jeder Mensch für jeden Account Follower in unbegrenzter Höhe kaufen kann und so dann schnell ein Skandal entstehen kann, wenn z.B. der politische Gegner oder Medien dies aufgreifen. 

So geschehen zuletzt im amerikanischen Wahlkampf, in dem Mitt Romney der Follower-Kauf vorgeworfen wurde.

Barracuda Labs hat hierzu auch eine schöne und vor allen interessante Infografik erstellt. Anschauen lohnt.

Nun aber zur Hamburgischen Bürgerschaft.

Wenn so was in Berlin und in Washington passiert, gibts natürlich auch Fakes in Hamburg. Aus diesem Grund habe ich mal die Twitter-Accounts der Top 20-Bürgerschafts-Twitterati mit Hilfe von statuspeople.com angeschaut und präsentiere die Fakequote:




















Diese Grafik sagt nichts über mögliche "Follower-Käufe" aus, zeigt aber, dass nicht alle Follower echt sind und wie viele der Follower als "gut" (echte Follower minus Fake und minus inaktive Follower)  eingestuft wurden.

Auch hier ist natürlich nicht klar, ob und von wem diese Accounts aktiv "angeworben" wurden. Oftmals folgen einem ja auch unbewusst eine Vielzahl von Spam-Accounts in der Hoffnung, dass man ihnen zurückfolgt. 

Spannend finde ich aber schon, dass ca. 74 Fakes Katja Suding (FDP), 62 Fakes Hansjörg Schmidt
(SPD) oder 23 Fakes Cansu Özdemir (Die LINKE.) folgen. 

Die wenigsten Fakes haben mit 1% Kazim Abaci (SPD) und mit 2% Matthias Albrecht (SPD), Robert Bläsing (FDP), Dennis Gladiator (CDU), Farid Müller (Grüne), Finn-Ole Ritter (FDP), und Christiane Schneider (Die LINKE.) und Kai van Vormizeele (CDU) .

Zum Vergleich: Circa. 2% der Follower meines Hamburger Wahlbeobachter-Accounts sind Fake. Also ungefähr 7 Follower.

Gleich mal schauen, ob ich sie finde? 



Fazit: Insgesamt lässt sich aber feststellen, dass nur relativ wenige Fake-Accounts unter den Abgeordneten der Hamburgischen Bürgerschaft verbreitet sind. Maximal 7% in der Spitze und bei der Mehrheit nur ca. 1-3%, das ist ein durchschnittlicher Wert..


Freitag, 10. August 2012

Wie man Thema in der Bezirksversammlung wird...

...und was man daraus lernt.

Bisher liegt der Fokus dieses kleinen Blogs eher auf der Hamburgischen Bürgerschaft und seiner Abgeordneten und dem Hamburger Senat. Da des öfteren der Wunsch an mich herangetragen wurde meine "Wahlbeobachtung" auch auf die sieben Bezirke auszuweiten, habe ich in jüngster Zeit auch schon vereinzelt über die Bezirksversammlungen gebloggt.

Der diesjährige Hamburger Sommer war dann einladend genug, um mich mal näher mit den "Bezirksparlamenten" zu beschäftigen.

Spannend fand ich dabei zum Beispiel die Tatsache, dass neben den 361 gewählten "Bezirksabgeordneten" auch noch ca. 1.000 "zubenannte Bürger" in den Ausschüssen der Bezirksversammlungen ehrenamtlich aktiv sind.

Ok, von den Bezirksabgeordneten hört man wenig, aber von den fleißigen und politisch aktiven Bürgern hört man überhaupt nichts.

Deshalb hatte ich geplant an diese Stelle einmal eine Hommage an die "Zubenannten Bürger" zu verfassen und diese einfach einmal vorzustellen.

Unter anderem deshalb hatte ich Anfang Juli eine Email an alle Bezirksversammlungen und an alle Fraktionen in den Bezirksversammlungen gesendet. Einziges Amliegen: Die Bitte mir die Namen der öffentlich gewählten und öffentlich benannten Bürger zuzusenden, da diese an keiner Stelle im Netz zusammen erfasst abrufbar sind.

Das Feedback war trotz Sommerpause sehr gut.
Aus fast alle Bezirken habe ich prompt und freundlich die Namenslisten ohne Restriktionen zugesandt bekommen.

Doch dann kam Bergedorf! 

Grafik Michael Büker/wikipedia.org

Nach über einem Monat erhielt ich eine Email aus der Geschäftsstelle, in der mir das Votum des Hauptausschusses mitgeteilt wurde:

"Die Mitglieder des Hauptausschusses waren einvernehmlich der Auffassung, das die Aufnahme der Namen von Bezirksabgeordneten oder hinzugewählten Bürgern in Ihre Listen allein durch die Genannten entschieden werden könne."

Ergebnis: Die Zusendung einer Namensliste von öffentlich gewählten Bürgern, die ein öffentliches Amt begleiten, die öffentlich tagen und die über öffentliche Anliegen und öffentliche Gelder diskutieren ist nicht möglich?

Die Email musste ich zweimal lesen.

Am Ende wird noch auf das mehr als suboptimale Ratsinformationssystem Open Plenum verwiesen und das dort alle Informationen abrufbar wären. Leider ist dem nicht so. 
Wenn man sich die Mühe macht in die Untiefen des Systems hinabzusteigen, dann stellt man schnell fest, dass z.B. die Mitgliederlisten vieler Ausschüsse gar nicht anbrufbar sind, da gar nicht vorhanden. Einige Beispiele: 


Nach kurzem Check musste ich zudem feststellen, dass noch nicht mal die Namen einiger Abgeordneter (z.B. nach Heirat) korrekt angegeben sind.

Nun wollte ich es aber genauer wissen und habe versucht das Protokoll bei Open Plenum zu finden. Selbstverständlich ist das Dokument vom 12.07.2012 (heute noch) nicht abrufbar.

Protokoll Hauptausschuss 12.07.2012
Zusatz: Die LINKE. Bergedorf veröffentlicht alle Dokumente aus der Bezirksversammlung zeitnah auf ihren Webseiten, auch das erwähnte Protokoll (pdf.) ist dort abrufbar. 

Ich hab es trotzdem und zitiere gerne einige Stellen, die die Öffentlichkeits-Kultur der Bezirksversammlung meines Erachtens sehr gut beschreiben:

"Herr Noetzel weist darauf hin, dass der Adressat der Mail (ein Wahlbeobachter/
„Blogger“, der über Twitter agiere) nach Daten forsche, die alle Gegenstand öffentlicher
Drucksachen seien. Die Zusammenfassung und Übermittlung sehe er allenfalls als zu
prüfenden Gebührentatbestand für die Verwaltung an." 

Sven Noetzel ist Fraktionsvorsitzender der CDU in der Bezirksversammlung Bergedorf.

"Herr Jersch geht davon aus, dass der „Blogger“ kein Interesse allein an Namen habe."

Stephan Jersch ist Fraktionsvorsitzender Die LINKE. in der Bezirksversammlung Bergedorf.

"Herr Penz bestätigt, dass es sich hier um einen „Blogger“ handele, der Daten sammle
und in entsprechende Listen aufnehme. Nachteilig sei, dass nicht jeder Abgeordnete
oder zugewählte Bürger in Twitter-/ Facebooklisten enthalten sei und dessen
Liste damit nie vollständig sein könne."

Jan Penz ist Fraktionsvorsitzender der FDP-Piraten in der Bezirksversammlung Bergedorf.

Dazu muss man erwähnen, dass ich bis gestern nicht wusste, das ich Thema des Hauptausschusses war, dass über mich diskutiert wurde und das mit mir bisher NIEMAND aus der Bezirksversammlung jemals über das Thema gesprochen hat.

Aber eine Meinung über mich und meine Anfrage, die hat man.

Und weil es so gut zu diesem Rant passt zum Abschluß noch ein Schmankerl von den öffiziellen Webseiten der Bezirksversammlung auf hamburg.de. Die Mitgliederseite der Bezirksversammlung: 

Screenshot 09.08.2012 Bezirksversammlung Bergedorf

















   




Was lernen wir daraus?


In Bergedorf spricht man eher über einen Bürger als mit dem Bürger.
In Bergedorf sind öffentliche Informationen nicht öffentlich.
In Bergedorf ist ein Blogger noch ein unbekanntes Wesen, dem man erstmal nicht vertraut.
In Bergedorf ist der Gedanke des neuen Hamburger Transparenzgesetzes noch nicht angekommen.
Bergedorf hat Nachholbedarf bei der Einbindung des Bürgers in die politische Arbeit vor Ort.


Nachtrag: Ende August hat die Geschäftsführung der Bezirksversammlung mein Anliegen via Post an alle "Zubenannten Bürger" versendet. Diese sollen sich nun bei mir direkt melden. Hier gibts das Dokument als .pdf. Dank für den Scan an Stephan Jersch (Die LINKE.) 


Mittwoch, 1. August 2012

Facebook für Politiker?

Auch wenn es immer wieder Kritik am weltweit größten sozialen Netzwerk Facebook gibt, in den nächsten Jahren kommt man wohl als dialogorientierter und netzaffiner Politiker nicht daran vobei, wenn man mit "seinen Bürgern" in täglichem Kontakt stehen möchte und Stimmungsbilder aus dem Wahlkreis ungefiltert und zeitnah einholen möchte.

Dies belegen auch aktuelle Zahlen zum Thema Online- und Facebooknutzung in Deutschland: 

75,6% der Deutschen sind online ((N)-ONLINER Studie 2012)
97,9% der Jugendlichen bis 19 Jahre sind online ((N)-ONLINER Studie 2012)
80% der Hamburger sind online

Damit ist Hamburg führendes Bundesland und die Onlinenutzung ist im Vergleich zu 2011 um weitere 3,5% gewachsen. Dies bedeutet, dass in der Hansestadt über 1,4 Millionen (von knapp 1,8 Millionen) Menschen einen Internetanschluß besitzen.

77% der Deutschen nutzen das Internet zu Hause, am Arbeitsplatz oder anderswo 
53% der Deutschen nutzen das Internet zum Abruf von Politiknachrichten (Forschungsgruppe Wahlen .pdf)
ca. 30% der Deutschen informieren sich über lokales Geschehen im Internet (HORIZONT)

Dies bedeutet, dass knapp 950.000 Hamburger das Internet für politische Informationen nutzen.

Interessant dabei ist auch ein Blick auf das Online-Nutzungsverhalten nach Parteimitgliedschaft. Leicht unterdurchschnittlich nutzen Parteigänger von CDU, SPD und Die LINKE. das Internet. Überdurchschnittlich hingegen wird das Internet von Anhängern der Grünen, der FDP und der Piratenpartei genutzt.




FACEBOOK 


Wie sieht es nun aber bei Facebook aus? 

41,6 Millionen Deutschen sind Mitglied bei Facebook (51%, BITKOM-Studie 2012)
22,1 Millionen Deutsche nutzen Facebook aktiv (allfacebook.com)
912.000 Hamburger sind Mitglied bei Facebook 
750.000 Hamburger nutzen Facebook aktiv

Beeindruckende Zahlen!

Schaut man sich nun die Nutzung von Facebook durch die Bürgerschaftsabgeordneten an, erhält man folgende Zahlen:

92 von 121 Bürgerschaftsabgeordneten sind bei Facebook 
50 von 121 Bürgerschaftsabgeordneten haben nur einen privaten Facebook-Account
31 von 121 Bürgerschaftsabgeordneten haben sowohl eine politische Fanseite, als auch einen privaten Account 
9 von 121 Bürgerschaftsabgeordneten haben nur eine politisch genutzte Fanseite  

Wirklich aktiv nutzen nur die wenigsten der hanseatischen Parlamentarier die Möglichkeiten des Facebook-Dialoges. Nur ca. 15 Politiker (12,4%) haben Facebook in den vergangenen acht Wochen aktiv zum Dialog mit dem Bürger genutzt. In einer Analyse vor einigen Monaten nutzten ca. 20% der 121 Abgeordneten Facebook aktiv.  

Der durchschnittliche Hamburger Abgeordnete kann isher auch nur 271 "Gefällt mir" auf sich vereinen. Die Reichweite des Dialoges ist also auch bei weitem noch nicht ausgeschöpft, betrachtet man über 900.000 Hamburger Facebooknutzer.

Um dies zu ändern und Politikern ein paar hilfreiche Tipps zum Aufbau einer eigenen Facebookpräsenz an die Hand zu geben hat Facebook Deutschland vor kurzem einen Leitfaden für Politiker herausgegeben:
Aufbau einer Präsenz mit Facebook-Seiten: Leifaden für Politiker und Amtsträger  


Diese 10 Seiten geben einen sehr guten und kurzen Überblick über die Möglichkeiten von Facebookseiten für Politiker. Facebook Deutschland hat zudem angekündigt diesen Leitfaden nun ständig zu aktualisieren und neue Features darin vorzustellen.

Wer Beispiele für gut gemachte Facebook-Kommunikation bei Hamburger Landespolitikern sucht, muss lange suchen aber einige wenige gibt es doch, die als Best Practice Vorbild sein könnten:



Einen Überblick über alle Facebookprofile der Bürgerschaftsabgeordneten - mit nur einem  einem Klick - bietet eine von mir angelegte Facebook-Liste in der aller Parlamentarier enthalten sind.