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Montag, 4. Januar 2016

Wenn die Regierung bloggt - Blogs in Landesministerien

Infografik
ARD/ZDF-Onlinestudie Blog-Nutzung in Deutschland 2015
In Deutschland gibt es laut Schätzungen ca. 1,5 Millionen Blogs und ca. 300.000 aktive Blogger. Laut ARD/ZDF-Onlinestudie 2015 nutzen mindestens acht Prozent der deutschen Onliner mindestens einmal wöchentlich Blogs zur Information. Bei den 14 - 29 jährigen sind es sogar schon 15 Prozent.

Im Dezember 2015 war es dann soweit und ich habe das erste Mal einem Blog eines Landesministeriums ein Interview gegeben. Dem Blog des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus habe ich einiges zum Thema politische Onlinekommunikation, Medienkompetenz und Hass im Netz erzählt.

Anlass für mich, mir einmal die Ministeriums-Blogs der 142 deutschen Landesministerien und Staatskanzleien genauer anzusehen. Eine Bestandsaufnahme. 


Blog der Landesregierung NRW 

 

Staatskanzlei NRW
Blog der Landesregierung NRW

Seit Februar 2015 bloggt die Landesregierung NRW unter
land.nrw/de/aktuelles-und-presse/nrw-blog.
Damit war die Staatskanzlei am Rhein die erste in Deutschland, die einen Ministeriums- übergreifenden Blog ins Leben rief.

Leider hat es nicht für eine besonders schöne (und leicht merkbare) Domain gereicht und die Startseite sieht auch eher nutzerunfreundlich und zum Wegrennen aus.

Aber die Inhalte überzeugen. Blogger sind ausschliesslich Kabinettmitglieder, Staatssekretäre und einige wenige Gastautoren aus anderen Behörden des Landes. Die Beiträge sind kurz, gut geschrieben und befassen sich mit neuen Projekten und Ideen der Landesregierung. Neben dem gewissen Sexappeal, dass Ministerinnen und Minister selber bloggen, sind die Beiträge jeweils mit einem großen Bild angeteasert. Die Postings können kommentiert werden, hierfür ist allerdings eine Registerierung notwendig. Von daher wird diese Funktion leider bisher so gut wie nicht genutzt. 

Bienenblog des Niedersächsischen Ministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz   

 

Screenshot
Bienenblog des Niedersächischen Landwirtschaftsministeriums

Seit Ende Juli 2015 gibt es den "Single-Issue"-Blog zum Thema Bienen des Niedersächsischen Landwirtschaftsministeriums des grünen Ministers Christian Meyer.

Ziel des Blogs ist es, eine "Menge Wissenswertes aus der geheimnisvollen und wunderbaren Welt der Bienen zu vermitteln".

So wirklich bloggig ist der Blog aber bisher nicht. Neben den Pressemitteilungen zum Thema gibt es bisher lediglich ein Interview mit dem Minister, eine Bildergalerie und zwei weitere Artikel, die in sehr formeller Sprache über das Thema referieren. Zudem schade, dass das Blog als Unter-Unter-Thema auf den Seiten des Ministeriums etwas versteckt ist. So werden ihn wohl nur wenige Bienenfreunde finden. Zumal die Domain auch eher an ein IT-Projekt aus den 90ern errinnert.

Notiz-Blog des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie Schleswig-Holstein


Screenshot
Notiz-Blog des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie
Unter wimikiel.com
bloggt die Pressestelle des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein.

Zielgruppe des Blogs sind klar Journalisten zwischen Förde und Bokelholmer Fischteiche. Im Grunde genommen ist der Blog damit soetwas wie die moderne Form der klassischen Pressemitteilungs-Webseite. Im Mittelpunkt steht meistens der Minister. Die Texte sind im Stil von Pressemitteilungen verfasst, dazu gibts Bilder, Videos und - sehr genial - Audiofiles, meist mit Aussagen des Ministers. Ein sehr guter Service für die Kollegen vom Radio und für den ein oder anderen Bürger, der sich zwar ungern lange Texte durchliest aber um so lieber Minister Reinhard Meyer (SPD) zuhört.

Externe Blickwinkel findet man hier leider nicht. Ebenso vermisse ich den persönlichen Blick des Minsters bzw. den Blick hinter die Kulissen des Ministeriums - neben den formellen und offiziellen Aussagen.  


SMK-Blog des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus 

 

Screenshot
SMK-Blog des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus
Seit August bloggt auch Sachsen, bzw. das dortige Kultsministerium unter bildung.sachsen.de/blog/

Das Blog hat ein eigenes Logo, arbeitet mit inhaltlichen Metatags und Kategorien zur besseren Durchsuchbarkeit, ist problemlos und niedrigschwellig kommentierbar, listet die letzten Beiträge und Kommentare auf und hat den Twitter-Feed des Ministeriums eingebunden.

Also alles was ein gutes Blog braucht. 

Zudem versucht man - wie an meinem Beispiel zu sehen - Externe und deren Sichtweisen und Meinungen einzubinden und macht damit das Blog und somit die Inhalte des Ministeriums insgesamt spannender für die Leser.

Der inhaltliche Fokus liegt auf den Themenbereichen des Ministeriums, neben PR-Texten werden auch kritische Themen aufgegriffen z.B. in Form von Faktenschecks zum Thema Flüchtlinge. Redaktionell finde ich dies gelungen, nur graphisch könnte der Blog noch ein wenig mehr Lesekomfort bieten.   

Und sonst? 

Zudem habe ich noch folgendes Blog in der rheinland-pfälzischen Landesverwaltung gefunden:
Blog des Landesbeauftragten für die Belange behinderter Menschen Rheinland-Pfalz.

Tagebuch Bodo Ramelow (Die LINKE.)


Screenshot
Online-Tagebuch Bodo Ramelow (Die LINKE.)
Und es gibt noch einen Ministerpräsidenten-Blog. Der Thüringer Regierungschef Bodo Ramelow (Die LINKE.) führt ein ziemlich umfangreiches Online-Tagebuch in dem er seit 2015 auch aus seiner Arbeit als Landesvater berichtet. Er schreibt selber und dies in einer sehr persönlichen gut lesbaren Form.

Das Blog besteht bereits seit 2008, alte Teile des Tagebuchs wurden archiviert, sind aber weiterhin abrufbar. Ab 2011 erscheinen die Texte nicht mehr unter bodo-ramelow.de/tagebuch/, sondern unter Aktuelles. Das ist ziemlich verwirrend. Zudem sind alte Texte nur über die Suchfunktion der Seite und das relativ versteckte Archiv auffindbar. Die Ergonomie des Blogs ist stark verbesserungswürdig.

Selbstverständlich gibt es inhaltliche Kategorien, eine Schlagwortwolke, eine RSS-Funktion und die Beiträge sind einfach kommentierbar. 

Inhaltlich finde ich das Blog ebenfalls sehr gelungen. Hier hat der Ministerpräsident den Platz und das Format, seine eigene Sicht zu präsentieren, abseits der Regierungsseiten und seiner erfolgreichen Accounts bei Facebook und Twitter. Und das macht er aus meiner Sicht sehr gut. Als Leser kommt man gefühlt sehr nah an die Person Ramelow heran. Man merkt dem Blog an, dass es mit Passion betrieben wird und nicht lediglich die fixe Idee einer hippen Online-Agentur war.  

Und die anderen Minister(-präsidenten) ? 


Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat so etwas Ähnliches wie ein Blog. Auf seiner Webseite stephanweil.de veröffentlicht er eine wöchentliche "Kolumne". Ich würde sagen auch so eine Art persönliches Blog aus dem Leben eines Ministerpräsidenten.

Thüringens Kultus-, Bundes- und Staatsminister Prof. Benjamin-Immanuel Hoff bloggt seit Ende 2013 auf freitag.de zu allen Themen "die ihn interessieren", darunter seit seiner Berufung auch von seiner Arbeit als Leiter der Staatskanzlei Thüringen.

Fazit


BITKOM-Studie "Demokratie 3.0"
BITKOM-Studie "Demokratie 3.0"
Ich finde, Blogs bieten eine wunderbare Möglichkeit für politische Akteure und insbesondere auch Regierungen, Themen abseits der großen Linien aufzubereiten und zu behandeln, einen persönlichen Blick auf politische Initiativen zu geben und Externe besser einzubinden, als dies auf den "offiziellen" Seiten eines Ministeriums möglich ist. Für mich ein klarer Mehrwert, um abseits der formellen Sprache eines Ministeriums Themen aufzugreifen und somit auch Zielgruppen anzusprechen und zu erreichen, die niemals auf eine Ministeriumsseite kommen würden. Laut einer BITKOM-Studie aus dem Jahr 2013 informierten sich in Wahlkampfzeiten 28 Prozent der Bürger u.a. auf Seiten von Ministerien, aber bereits 16 Prozent in politischen Blogs. 

Im Rahmen der Bundestagswahl 2013 habe ich dem Portal Wahlkampfanalyse.de ein Interview zum Thema Bloggerrelations in der Politik gegeben, in dem ich erkläre warum es für Politiker und Parteien richtig und wichtig ist aktiv auf Blogger zuzugehen. Das scheint das Sächsische Kultusministerium ja schon mal erkannt zu haben ;) 


Janine Bilker hat bei den Netzpiloten zudem richtigerweise festgestellt, dass man zum bloggen heute gar kein eigenes klassisches Blog mehr benötigt - es gibt unzählige gute Alternativen. 

Habe ich einen Blog eines Ministeriums übersehen? Über Hinweise zu weiteren neuen Blogs aus der Exekutive würde ich mich sehr freuen.

Hinweis: In vorherigen Postings habe ich bereits die Facebook- und die Twitter-Aktivitäten der Landesministerien analysiert.

Mit DRadio Wissen ("Schaum oder Haase") habe ich zu dieser kleine Analyse im Radio gesprochen und noch ein paar weitere Bewertungen zu den bloggenden Ministerien abgegeben.
 

Mittwoch, 16. Juli 2014

Erhöhen Social Media die Sichtbarkeit im Wahlkampf?

Dies ist ein Gastbeitrag von Elisabeth Günther, Emese Domahidi und Prof. Thorsten Quandt vom Institut für Kommunikationswissenschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Logo WWU Münster
Insbesondere im Wahlkampf wollen und müssen Politiker gesehen werden – von mehr Aufmerksamkeit erhoffen sie sich einen Wettbewerbsvorteil bei der anstehenden Wahl. Die wichtigste Plattform bieten ihnen dafür die Massenmedien (Jandura & Reinemann, 2013).

Um sich in der die Berichterstattung zu positionieren, betreiben die Parteien und ihre Wahlkampfteams ein strategisches Themenmanagement. Die Nachrichtenagenda bildet damit den thematischen Rahmen, über den PolitikerInnen einen Zugang zur medialen Bühne erlangen. Darüber hinaus steckt sie den Kontext ab, innerhalb dessen die WählerInnen die Kompetenzen der KandidatInnen und Parteien beurteilen (vgl. Brettschneider 2005) – für die Grünen wirkt es sich beispielsweise positiv aus, wenn umweltpolitische Fragen in der öffentlichen Wahrnehmung weit oben auf der Agenda stehen, die SPD kann dagegen von sozialen Themen profitieren.

In unserer Studie untersuchen wir daher die mediale Sichtbarkeit der 4.451 WahlbewerberInnen in den Wochen vor der Bundestagswahl 2013 (26.08.-22.09.2013) in Verbindung mit den Themen der Berichterstattung. Dafür vergleichen wir mittels einer automatische Inhalts- und Themenanalyse die Online-Politikberichterstattung von 33 Tageszeitungen (17.255 Artikel) mit der Berichterstattung in 28 deutschen General-Interest Blogs (2.195 Beiträge).

Wenige erhalten viel, viele erhalten wenig Aufmerksamkeit


Unsere Auswertung zeigt, dass in einem guten Drittel der Nachrichtenartikel eine/r der KandidatInnen genannt wurde. Dabei werden wenige PolitikerInnen sehr häufig genannt, sehr viele dagegen kaum bis überhaupt nicht erwähnt. Deutlich sichtbar ist der sogenannte Amtsbonus, der offenbar zu einem Aufmerksamkeitsvorteil für die Kanzlerin, die SpitzenkandidatInnen der Parteien und die Mitglieder des Kabinetts führt.

Quelle: IFK, WWU Münster
Abb 1. Mediale Sichtbarkeit von WahlbewerberInnen in Nachrichtenartikeln und Blogbeiträgen 
Für die Blogs ergibt sich im selben Zeitraum ein etwas anderes Bild: Einige Politiker aus der zweiten Riege sind weit oben platziert. In den eher meinungsorientierten Blogs liegt der Fokus offenbar eher auf die Nachbesprechung der tagesaktuellen Geschehnisse, wodurch kontrovers diskutierte Personen wie AfD-Chef Bernd Lucke mehr Aufmerksamkeit erhalten. Darüber hinaus sorgen einige regional ausgerichtete Blogs in der Stichprobe für eine erhöhte Sichtbarkeit von PolitikerInnen mit regionaler Prominenz.

Aktive Abgeordnete = sichtbare Abgeordnete?


Unsere Analyse[i] zeigt, dass die Mitglieder des Kabinetts bzw. Bundestags von einer verstärkten Sichtbarkeit in den Nachrichtenmedien profitieren können. Bei Alter und Geschlecht der KandidatInnen zeigt sich ebenfalls ein signifikanter Zusammenhang, dieser fällt allerdings deutlich hinter dem Amt zurück. Überraschenderweise scheinen sich in Hinblick auf die Aufmerksamkeit der Nachrichtenmedien weder die Aktivitäten auf Twitter, Facebook und Co [ii], noch die sichtbaren Handlungen im Bundestag bezahlt zu machen.

Für die Blogs konnten wir keine Effekte feststellen – unser Modell, das sich am Forschungsstand orientiert, ist offensichtlich nicht zur Beschreibung der Daten geeignet. Somit zeigt sich hier einmal mehr, dass Weblogs nach eigenen Prinzipien funktionieren und andere Variablen zur Beschreibung erfordern als traditionelle Medien.

Nachrichten berichten über den Wahlkampf, Blogs betonen die Themen


Bisherige Studien zur Präsenz von PolitikerInnen in der Politikberichterstattung (vgl. Kepplinger und Roessing 2005; Krüger et al. 2005; Krüger 2010; Jandura 2011) stellten ebenfalls eine höhere mediale Sichtbarkeit von Regierungsmitgliedern fest und führten diese auf Auftritte im Rahmen von Regierungstätigkeiten zurück. 

Die Ergebnisse unserer automatischen Themenanalyse weisen jedoch darauf hin, dass die mediale Sichtbarkeit der WahlbewerberInnen in fast allen Fällen überwiegend aus Berichten zur Bundestagswahl hervorgeht. Allein Außenminister Guido Westerwelle und Innenminister Hans-Peter Friedrich erzielen in anderen Themenbereichen der Politikberichterstattung eine höhere Medienpräsenz.

Eine alternative Erklärung für den Amtsbonus bietet der Matthäus-Effekt (vgl. Merton 1968): Anerkennung – hier in Form medialer Aufmerksamkeit – ist demnach nicht vornehmlich durch aktuelle Leistungen zu erklären, sondern wird umso wahrscheinlicher, je prominenter eine Person bereits im Vorfeld ist.

Abb 2. Mediale Sichtbarkeit der WahlwerberInnen innerhalb der Themen

In den Blogs bietet sich erneut ein anderes Bild: Im Gegensatz zu den Nachrichtenseiten kommen hier deutlich mehr Nennungen aus den sonstigen Themen, während der Wahlkampf als Ereignis in den Hintergrund rückt.[iii]

Fazit


Wenige PolitikerInnen erhalten viel Aufmerksamkeit, viele werden von den Medien kaum oder überhaupt nicht beachtet – in diesem Punkt decken sich unsere Ergebnisse mit dem Forschungsstand. In Verbindung mit der automatisierten Themenanalyse deutet sich allerdings für die Nachrichtenseiten an, dass der Amtsbonus für Mitglieder des Bundestags und -kabinetts nicht durch Amtshandlungen in anderen Kontexten zustande kommt, sondern innerhalb des Themas Wahlkampf besteht. Überraschend ist außerdem, dass die Social Media Aktivitäten der WahlbewerberInnen offenbar kaum Einfluss auf ihre Sichtbarkeit in den Online-Nachrichten hat. Weitere Untersuchungen sollten diesen Punkt genauer unter die Lupe nehmen und erkunden, welche (Online-) Aktivitäten mit der Berichterstattung in Zusammenhang stehen.


Das Forschungsprojekt zur medialen Sichtbarkeit deutscher PolitikerInnen wurde in ähnlicher Form auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft (DGPuK) präsentiert.

Autoren

Elisabeth Günther
Das Forschungsprojekt zur medialen Sichtbarkeit deutscher PolitikerInnen ist ein Gemeinschaftsprojekt von Elisabeth Günther, Emese Domahidi und Thorsten Quandt am Institut für Kommunikationswissenschaft (IfK) der WWU Münster. 

Elisabeth Günther  promoviert am IfK zum Thema innovativer methodischer Zugänge in der Journalismusforschung. 





Emese Domahidi
Emese Domahidi, ist ebenfalls Mitarbeiterin am IfK. Ihre Forschungsinteressen betreffen neben den Online-Aktivitäten deutscher PolitikerInnen die Auswirkungen von Online-Medien auf die Soziabilität ihrer Nutzer.









Prof. Thorsten Quandt
Thorsten Quandt ist Professor und stellvertretender Geschäftsführender
Direktor des IfK. Unter anderem leitet er Forschungsprojekte zur Diskursanalyse in Social Media, der real- und spielweltlichen Erfahrung von Online-Gamern und zum Thema Cyber-Mobbing an deutschen Schulen.

 

 

 

 

 

 

 

 

Literatur



Brettschneider, F. (2005). Bundestagswahlkampf und Medienberichterstattung. Aus Politik
und Zeitgeschehen, 51-52, 19-26.

Jandura, O. & Reinemann, C. (2013) Hintergrund: Spätentscheider und Medienwirkungen. In
Reinemann, C., Maurer, M., Zerback, Th., Jandura, O. (Hrsg.) Die Spätentscheider.
Medieneinflüsse auf kurzfristige Wahlentscheidungen. (S. 13-34) Springer VS.

Jandura, O. (2011). Publizistische Chancengleichheit in der Wahlkampfberichterstattung?
Eine Untersuchung zur medialen Repräsentation der im Bundestag vertretenen Parteien.
Publizistik, 56, 181-197.

Kepplinger, H. M. & Roessing, T. (2005). Präsenzen und Tendenzen: Politische Rolle und
Position als Ursachen der Fernsehberichterstattung. In E. Noelle-Neumann, W. Donsbach &
H. M. Kepplinger (Hrsg.), Wählerstimmen in der Mediendemokratie: Analysen auf Basis des
Bundestagswahlkampfs 2002 (S. 91-103). Freiburg i. Br.: Verlag Karl Alber.

Krüger, U. M., Müller-Sachse, K. H. & Zapf-Schramm, T. (2005). Thematisierung der
Bundestagswahl 2005 im öffentlich rechtlichen und privaten Fernsehen. Media Perspektiven,
12, 598-612.

Krüger, U. M. (2010). Info Monitor 2009: Fernsehnachrichten bei ARD, ZDF, RTL und Sat1.
Themen, Ereignisse und Akteure. Media Perspektiven, 2, 50-72.

Merton, R. K. (1968). The Matthew Effect in Science. Science, 159(3810), 56-63.
.


[i] Die Daten wurden mittels einer Poisson Regression ausgewertet.
[ii] Um mögliche Erklärungsfaktoren für die großen Unterschiede in der medialen Sichtbarkeit der WahlbewerberInnen zu identifizieren, greifen wir im Folgenden auf zwei externe Datenquellen zurück: Über den Pluragraph-Score nähern wir die Social Media-Aktivität der PolitikerInnen an, zudem bietet die Zeit Abgeordnetenbilanz einen Indikator für die öffentlich sichtbare Aktivität der Abgeordneten im Bundestag.
[iii] Durch die thematisch breite Ausrichtung sind die General Interest-Blogs nur bedingt mit der Politikberichterstattung der Nachrichtenseiten vergleichbar; für Folgestudien bietet es sich an, Blogs mit politischem Fokus auszuwählen, um die hier angedeuteten Tendenzen zu bestätigen.

Dienstag, 21. Januar 2014

Blogger Relations in der Politik?

Im Bundestagswahlkampf 2013 habe ich dem Portal wahlkampfanalyse.de ein Interview zum Thema Blogger-Relations gegeben. Da das Thema in der politischen Kommunikation bisher immer noch ein Randdasein fristet und ich nicht weiß wie lange wahlkampfanalyse.de noch betrieben wird, hier der Crosspost dieses Interviews. Interviewer: Jens Issel (Eck Consulting Group)


Logo wahlkampfanalyse.de
Blogger Relations – Während viele Unternehmen mit großen Schritten im Social Web voranschreiten, fehlt es der Politik an Kapazitäten und auch an Willen zur Umsetzung. Nach wie vor werden Journalisten als zentrale Zielgruppe zur Verbreitung von Botschaften eingesetzt. Dabei können Blogger und Influencer ein weiterführender Ansatz sein, der es der Politik erlaubt, mit Bürgern in Kontakt zu kommen. Dazu habe ich mit dem Hamburger Wahlbeobachter Martin Fuchs gesprochen.

wahlkampfanalyse.de: Immer mehr Unternehmen nutzen Blogger Relations im Rahmen ihrer Kommunikationsmaßnahmen. Was könnte es der Politik bringen?
Martin Fuchs: Social Media wird in der deutschen Politik und auch im aktuellen Wahlkampf schwerpunktmäßig als Kanal zur Vermittlung von Positionen genutzt. Aber gerade die Potentiale, die im Dialog und im Themenmonitoring liegen, werden sträflich vernachlässigt. Die Beobachtung von Blogs bietet der Politik die perfekte Möglichkeit, Themen wahrzunehmen bevor sie in den Massenmedien angekommen sind. Dies ermöglicht dem Politiker, sich zu Inhalten frühzeitig zu positionieren, Themen und Argumente für die eigene Arbeit aufzugreifen und zu besetzen und auch schon im Blog mit den Experten darüber zu diskutieren. 

Halten Sie das für realistisch? Immerhin fehlt es der Politik häufig an Glaubwürdigkeit, Nachhaltigkeit und Transparenz.
Ich finde nicht, dass es der Politik an Glaubwürdigkeit fehlt. Gerade Fachpolitiker genießen in Ihren Themengebiet meist ein hohes Ansehen. Und gerade der Austausch und die Diskussion mit der Community auf Augenhöhe führt wiederum zu einer verbesserten Glaubwürdigkeit.

Portrait HAMBURGER WAHLBEOBACHTER_groß
Interviewpartner Martin Fuchs
Ist das durch Parteien und Politiker in dem Maße leistbar? Was wären Ihrer Meinung nach Grundvoraussetzungen?
Die Frage nach der Priorisierung stellt sich für einen Politiker ja bei jeder Maßnahme. Neben direkten Gesprächen mit Experten, offiziellen Anhörungen in den Ausschüssen und öffentlichen Diskussionen sollte aber auch immer Zeit für den Austausch im Netz sein. Selbstverständlich gibt es Politiker, die sich im Netz und in Blogs nicht zu Hause fühlen, diese sollten dann auch nicht zu Blogger Relations gezwungen werden. Die Grundvoraussetzung ist schon, dass man überzeugt ist, dass der Austausch mit Bloggern einen Mehrwert bietet und das man sich offen und ehrlich mit den Multiplikatoren austauscht. Reine Alibi-Veranstaltungen werden schnell von Bloggern durchschaut.

Lassen sich Blogger tatsächlich für politische Inhalte gewinnen? Politik hängt schließlich stark von subjektiver Meinung ab und in Deutschland ist eine klare politische Positionierung, im Vergleich zu den USA, eher unpopulär.
Das Ziel sollte nicht sein, dass man Blogger zu seinem Sprachrohr macht. Vielmehr sollten diese die Positionen des Politikers kennen und diese dann auch kritisch bewerten dürfen. Nur so bleibt der Blogger und der Politiker authentisch und vertrauenswürdig. Neben den bekannten (und offen) parteinahen Bloggern gibt es eine große Anzahl von Fachbloggern oder Bloggern aus dem Wahlkreis, die sich selber nicht als politische Blogger sehen. Diese Leute einzubinden finde ich einen interessanten Ansatz.

Wie können Politiker denn Blogger einbinden?
Ein schönes Beispiel sind Blog-Paraden. Warum ruft man als Wahlkreisabgeordneter nicht dazu auf über bestimmte Themen vor Ort zu bloggen also z.B.: „Meine Vision für Paderborn 2013“ oder „Was ich mir von der Politik für Friedrichshafen wünsche!“. Zudem kann man Blogger einladen Ihre Meinung zu bestimmten Fachthemen als Gastautor auf den Partei- und Politikerseiten zu veröffentlichen (Pro/Contra). Auch eigene kleine Events wie Photowalks oder Blogger-Hintergrundgespräche kann ich mir sehr gut vorstellen. Und natürlich auch Einladungen nach Berlin, zu Veranstaltungen und anderen Terminen sind eine Möglichkeit, Blogger für die eigene Arbeit zu interessieren. Spannend finde ich auch die Rotation Curation-Ansätze. Die CDU und auch die Grünen versuchen dies gerade auch im Wahlkampf einzusetzen. MdB Dorothee Bär (CSU) hat sowas auch schon für Ihren Wahlkreis umgesetzt. Dieses Format könnte man auch für nicht parteinahe Blogger öffnen.

Frankenliebe

Kennen Sie Beispiele in denen die Politik bereits aktiv auf Blogger zugeht?
In der politischen Kommunikation in Deutschland sind Blogger Relations bisher eher ein "Nebenschauplatz". Auch wenn ab und zu Blogger als Experten in Ministerien oder z.B. zur Enquete- Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ eingeladen werden, sind mir keine Politiker bekannt, die Blogger aus Ihrem Wahlkreis oder ihrem Themengebiet systematisch ansprechen und einbinden. Die amerikanische Botschaft hatte beim Besuch von US-Präsident Obama im Juni einige Blogger nach Berlin eingeladen. Dies war ein erster Versuch den ich als Teilnehmer sehr sympathisch fand.

Wo sehen Sie Unterschiede zwischen der Politik und den Unternehmen?
Das ist natürlich ein weites Feld. Insgesamt sind Unternehmen in der Breite schon weiter was die Ansprache der Netzgemeinde angeht und haben schon früher erkannt, dass ein positiver Tweet eines Dritten über meine Produkte in dessen Community besser ankommt als ein klassischer PR-Text auf meiner Webseite. Dies erkennt die Politik aber zunehmend und weiß, dass es sinnvoll sein kann stärker Multiplikatoren außerhalb der Massenmedien in die Kommunikation einzubinden.  Oftmals fehlt es der Politik zudem noch an professioneller Beratung und leider dann auch am Ende des Tages am Geld für Kommunikation.


Wir danken Ihnen für das Gespräch.
Gerne.