Montag, 1. September 2014

1komma8millionen – Wie die Hamburger CDU Debatte und Dialog im Netz beleben will.

Dies ist ein Gastbeitrag von Carsten Ovens, Vorsitzender der Jungen Union Hamburg und Mitglied der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Eimsbüttel. 

Startseite 1komma8millionen.de
Im Internet wird viel geboten. Auch die politischen Parteien und ihre Vertreter haben das Netz für sich entdeckt und bieten auf ihren Homepages, in Blogs sowie in den Sozialen Netzwerken reichlich Informationen – in der Regel vorgefertigte Programme, manchmal immerhin eine kleine Befragung oder eine Möglichkeit zur Kommentierung. Die Erarbeitung inhaltlicher Themen behalten die Parteien bislang jedoch hauptsächlich ihren dafür eingerichteten Gremien vor.

Die Hamburger CDU  geht nun einen Schritt weiter, betritt als erste Hamburger Partei #Neuland. Nicht mehr nur die Parteigremien sollen in den kommenden Monaten Ideen sammeln und ein Parteiprogramm erarbeiten, sondern die Bürgerinnen und Bürger sind gefragt. Im Juli hat die CDU einen Onlinedialog gestartet, den es so offen, so einfach und so vielfältig für Hamburg noch nicht gegeben hat.

1komma8millionen.de heißt das dazu geschaffene Mitmach-Portal. Es soll ein digitaler, politischer Marktplatz für die rund 1,8 Millionen Einwohner unserer Stadt sein, der 24 Stunden und 7 Tage die Woche geöffnet hat.

Begrüßungstext 1komma8millionen.de
Jeder kann seine Meinung zu allen denkbaren Themen direkt an die Pinnwand des Portals posten, Bilder und Links hinzufügen, und so miteinander und mit der CDU in den Dialog kommen. Die Optik erinnert an bekannte Seiten wie tumblr und Facebook. Look & Feel vermitteln damit ein Verständnis, wie die Interaktion funktioniert, und dass sie grundsätzlich erwünscht ist. Dazu können Beiträge auch in anderen Sozialen Netzwerken geteilt werden.

Posts erscheinen sofort auf der Pinnwand. Die Moderatoren greifen nur dann ein, wenn offensichtlich Missbrauch betrieben wird.

Dahinter liegt ein einfacher Gedanke: Es ist gut für Hamburg, wenn sich Experten, Funktionsträger aus Vereinen, Verbänden und Initiativen engagieren. Um wirklich etwas zu verändern, braucht es aber eine breite Unterstützung aus der Bevölkerung. Deshalb können Hamburgerinnen und Hamburg ihre Ideen auf 1komma8millionen.de direkt einbringen und Alternativen aufzeigen. Für die CDU ist es selbstverständlich, dass Hamburg nur gemeinsam gestaltet werden kann – Bürger und Politik, Hand in Hand.

Im Vergleich zu früheren Diskussionsportalen anderer Parteien ist es auch neu, dass bewusst keine vordefinierten Textbausteine durch die Partei online gestellt wurden, sondern eine offene Ideensammlung durch die Beiträge und Kommentare der Nutzer erfolgt. Doch es soll nicht nur diskutiert werden: über 1komma8millionen.de werden Anregungen gewonnen, die letztendlich auch ins CDU-Programm für Hamburg einfließen werden. Wie genau dies ablaufen soll, wird erst später entschieden. Man will bewusst ausprobieren, Raum für neue Ideen und Prozesse lassen. Ob ein vorab definiertes Verfahren sinnvoller gewesen wäre, wird die Erfahrung zeigen.

Die Hamburger CDU zeigt mit diesem Portal dennoch, dass sie alles andere als strukturkonservativ ist. Im Gegenteil: die technischen Möglichkeiten werden voll genutzt und auch vom Verfahren her ist das Portal eine kleine Innovation. Nutzer müssen sich nicht mal registrieren. Jeder Besucher kann sofort loslegen, mit eigenem Namen oder auch mit einem Pseudonym.

Die Website wurde am 4. Juni gestartet und gegenüber Journalisten präsentiert. Um das Portal bei allen Hamburgern bekannt zu machen, hat die CDU bestehende Facebook- und Twitterkanäle genutzt, Postkarten und Aufkleber gedruckt und die Webseite prominent auf alle neuen Publikationen gesetzt. Daneben werden Vereine und politische Initiativen über die Möglichkeiten der Beteiligung informiert.

Aber nicht nur für jeden Bürger: auch für die gewählten Mandatsträger der Partei sowie für die Kandidatinnen und Kandidaten in den Wahlkreisen kann das Portal nützlich sein, um auf eigene Initiativen und Themen vor Ort hinzuweisen und auf einer mehr oder weniger neutralen Plattform Feedback zu bekommen.

Posting Sören Niehaus
So schreibt beispielsweise Sören Niehaus, Spitzenkandidat der Jungen Union Hamburg für die Bürgerschaftswahlen 2015, zur Abschaffung des bezirklichen Ordnungsdienstes durch die SPD und will sich für die Wiedereinführung einsetzen. Der Wandsbeker Bezirksabgeordnete Niehaus nutzt das neue Portal als zusätzliche Plattform, neben seinem Profilen auf Facebook und Twitter .

Die erste Beiträge wurden gepostet, doch Platz nach oben ist immer da. Einige Diskussionen sind dennoch bereits im Entstehen: So fragt Nutzerin Sabrina K. nach weiteren Meinungen zum aktuellen Seilbahn-Projekt. Immerhin zwei Antworten gab es darauf schon: eine pro, die andere contra. 

Der  Dialog hat also begonnen – außerhalb der klassischen Parteigremien, offen und transparent für jedermann, der sich dafür interessiert.

Ziel ist es einen dauerhaften Kommunikationsraum zu schaffen, in dem zugehört, diskutiert und gefragt werden kann. Da es eine so offene Plattform tatsächlich im politischen Hamburg noch nie gab, hat das Projekt eine Art Laborcharakter, es ist schwer abzuschätzen, wie es sich entwickeln wird, aber das Redaktionsteam meint von sich selbst, „mit viel Herzblut und Zuneigung“ dabei zu sein.




Autor:  

Carsten Ovens
Carsten Ovens arbeitet als Unternehmensberater und Hochschuldozent. Seit 2003 engagiert er sich in der Hamburger CDU und ist seit 2011 Landesvorsitzender der Jungen Union Hamburg. Im Februar 2015 kandidiert er im Wahlkreis Lokstedt/Niendorf/Schnelsen für die Hamburgische Bürgerschaft. Über seine politische Arbeit bloggt er auf www.carsten-ovens.deDaneben ist er auch auf Facebook, Twitter und Google+ im Netz präsent. 






3 Kommentare:

  1. Widerspruch! Die CDU ist nicht die erste Partei in Hamburg, die #Neuland betritt. Die Grünen haben bereits im April 2012 neue Wege ausprobiert und die Plattform beweg-die-stadt.de ins Leben gerufen. Auf beweg-die-stadt.de gab es die Möglichkeit, kreative Ideen für Hamburgs Verkehr zu teilen oder einfach nur auf Probleme in der Stadt hinzuweisen. Begleitet wurde die Plattform von Dialogveranstaltungen überall in der Stadt. Die während der Aktion gesammelten Ideen waren Anstoß für Anträge und Anfragen, waren prägend für die grüne Verkehrspolitik und finden sich nun im Wahlprogrammentwurf wieder.

    Über die Neutralität von beweg-die-stadt.de und von 1komma8millionen.de lässt sich aber sicher streiten. Am ehesten beteiligen sich wohl die eigenen Anhänger_innen.

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  2. Danke Dir für den Hinweis. Das andere Portal ist durchaus bekannt. Allerdings handelt es sich hierbei doch um eine andere Ausgangssituation, die CDU will die Anregungen für die konkrete Programmpolitik sammeln, dabei Bürgerinnen und Bürger auch miteinander und nicht nur mit der Partei diskutieren lassen.

    Finde es aber sehr gut, dass die Grünen bereits 2012 einen ähnlichen Weg probiert haben, Anträge und Anfragen durch Bürgermeinungen entstehen zu lassen. Wenn Ihr nun die Idee der CDU Hamburg aufnehmt, die Ideen auch in das konkrete Wahlprogramm aufzunehmen, dann ist das sogar doppelt gut.

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  3. Wie du auf beweg-die-stadt.de nachlesen kannst, war es bereits 2012 unser Ziel, die gesammelten Ideen mit in unsere Programmatik aufzunehmen. Wir brauchten dafür also nicht erst die CDU.

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